I. Allgemeines

1. Die Bedeutung von Kies

Sand und Kies sind weltweit von grosser Bedeutung. Sie nehmen in der Mengenordnung den Spitzenplatz der wichtigsten mineralischen Rohstoffe ein. In der Schweiz sind Sand und Kies sowohl mengenmässig als auch bezüglich Wertschöpfung die wichtigsten Primärrohstoffe. Der Abbau von Sand und Kies zählt zu den existenzsichernden Bereichen einer Volkswirtschaft. Als Teil der so genannten Urproduktion bildet er die Grundlage jeder baulichen Entwicklung: Kies und Sand sind die wichtigsten Baustoffe - gestern, heute und in Zukunft.

Die weltweiten jährlichen Fördermengen betragen rund 9 Milliarden Tonnen und übersteigen damit bei Weitem andere Abbautätigkeiten wie beispielsweise die Förderung von Steinkohle-, Eisenerz oder Erdöl. Sand und Kies befinden sich an vierter Stelle der weltweiten Rohstoff-Werteskala.

Der gesamtschweizerische Jahresbedarf an Sand und Kies beträgt über 38 Millionen Tonnen. Dies entspricht  etwa 3 Kubikmetern oder 5 Tonnen pro Einwohner. Der Sand- und Kiesbedarf wird zu 90% durch über 400 schweizerische Kieswerke gedeckt. 10% der benötigten Menge werden importiert. In der Kiesproduktion sind rund 5000 Beschäftigte tätig, die einen Gesamtumsatz von mehr als einer Milliarde Franken jährlich (inklusive Beton) erwirtschaften.


2. Sand und Kies sind unersetzlich für die Bauwirtschaft

  • Sand und Kies bilden als Gesteinskörnung den Hauptanteil zur Herstellung von Beton und Mörtel. Für jeden Kubikmeter Beton werden zwei Tonnen Sand und Kies, sowie Zement und Wasser benötigt.
    Beton wird schon seit der Römerzeit verwendet und ist dank seiner idealen Eigenschaften und seiner flexiblen Verarbeitbarkeit heute der weltweit weitverbreitetste Baustoff.
     
  • Wir fahren auf Strassen, deren Unterbau aus Kies und deren Beläge aus gebrochenem Splitt, Sand und Bitumen bestehen. Flugpisten, Quartierwege und Waldstrassen müssen ebenfalls auf einem tragfähigen Untergrund in Form eines „Kieskoffers“ gebaut werden.
     
  • Wir wohnen und arbeiten in Häusern, die aus Beton gebaut sind.
     
  • Zahlreiche Infrastrukturbauten, die wir täglich nutzen, sind ebenfalls aus Beton errichtet worden.
     
  • Bahnreisende fahren auf einem Schienentrassee aus Gleisschotter aus gebrochenem Hartgestein.
     
  • In Naturbädern dient Kies als Bodengrund oder zur Filtrierung.
     
  • Filterkies wird auch für Retentionsbodenfilter zur Abwasserbehandlung verwendet.
     
  • Kies findet in verschiedenen Formen im Garten und Landschaftsbau Verwendung.
     
  • Für Dach- oder Dachrandbekiesungen wird gewaschener Rundkies benötigt.


3. Wesentliche Kostenfaktoren der Sand- und Kiesproduktion

  • Die Lage und die Qualität des Kiesvorkommens (z.B. Höhe des Schlammanteils, Transport zum Kunden)
     
  • Das Abbauverfahren
     
  • Energie- und Personalkosten
     
  • Kosten für Maschinen und Anlagen
     
  • Auflagenbedingte Kosten (Gewässer, Landschafts- und Immissionsschutz, Wiederinstandstellung und Rekultivierung)
     
  • Kosten für den Kieserwerb, z.B. Zukauf fehlender Komponenten, um spezifischen Kundenbedürfnissen entsprechen zu können.


II. Kiesabbau

Dem eigentlichen Kiesabbau geht ein umfangreicher Planungs- und Bewilligungsprozess mit zahlreichen Vorabklärungen sowie vorbereitende Massnahmen voraus. Ein Prozess, der sich über mehrere Jahre bis Jahrzehnte hin erstrecken kann:

  • Lokalisierung geeigneter Rohstoffvorkommen anhand geologischer Karten und durch geologische Geländebeurteilungen
     
  • Durchführung von Sondierungen, Probeschürfungen und Bohrungen
     
  • Voruntersuchungen der Qualität und Quantität des Rohmaterials
     
  • Bestimmung der Erschliessungsmöglichkeiten, Wahl der Abbautechnik
     
  • Kostenkalkulation vom Abbaubeginn bis zur Schliessung und Rekultivierung
     
  • Vereinbarungen mit Grundbesitzern
     
  • Erarbeitung eines Projektdossiers inkl. Umweltverträglichkeitsbericht
     
  • Mehrstufige behördliche Bewilligungsverfahren
     
  • Erstellen der Infrastruktur (Zufahrten, Kieswerke)
     
  • Abtragen / Sicherstellen der Bodenschicht für die spätere Wiederherstellung

In der Schweiz werden Sand und Kies vorwiegend im so genannten Trockenbau gewonnen. Rund 80% des gesamtschweizerischen Kiesbedarfs wird in landwirtschaftlich genutztem Gebiet abgebaut. Die Kiesgruben liegen in sogenannten Kiesterrassen, in Seitenmoränen oder in ehemaligen Flussbetten, also überall dort, wo die Gletscher der Eiszeiten oder nacheiszeitliche Flüsse Kies ablagerten. Kieslagerstätten sind wichtige Grundwasserträger. Der Abbau ist deshalb nur oberhalb des Grundwasservorkommens gestattet, die Abbautiefe ist behördlich festgelegt.

Der Abbau der Sand- und Kieslagerstätten erfolgt in der Regel maschinell, also mit Bagger, Dozer und Radlader. Den Transport ins Kieswerk übernehmen dann spezielle Schwerlast-Fahrzeuge (Dumper) oder Förderbänder.


All dies wird schon vor Abbaubeginn behördlich geregelt. So enthält der Abbau- und Gestaltungsplan folgende Punkte:

  • Festlegung des Abbaugebietes (Abbauperimeter)
     
  • Abbau- und Auffüllkosten
     
  • Festlegung allfälliger Abbauetappen
     
  • Erschliessung des Abbaugeländes
     
  • Grubenentwässerung und Entwässerung des wiederhergestellten Geländes
     
  • Lager für das Bodenmaterial inklusive Boden-Massenbilanz
     
  • Endgestaltung und Rekultivierungsziel


Heute ist nur noch ein im Detail geplanter, landschaftsgerechter und unter Einbezug aller Stakeholder optimierter Kiesabbau möglich. Prinzipiell ist jeder Kiesabbau eine vorübergehende Sondernutzung des Bodens, denn nach erfolgtem Abbau und Renaturierung steht die Fläche wieder einer Folgenutzung zur Verfügung.

Die Folgenutzung eines Kiesareals wird bereits bei der Erteilung der Bewilligung zum Kiesabbau definitiv festgelegt. Je nach Nutzungsart werden unterschiedliche Ziele verfolgt:

  • Bei einer landwirtschaftlichen Folgenutzung stehen Kriterien wie die Bodenfruchtbarkeit bzw. das Ertragspotential, die Geländeform im Hinblick auf die Bewirtschaftung sowie die Eingliederung des rekultivierten Areals (optisch, funktional) im Vordergrund.
     
  • Bei einer ökologischen Nutzung stehen die Artenvielfalt und die natürliche Sukzession im Vordergrund.